Chronische Niereninsuffizienz im Kindes- und Jugendalter

Unter chronischer Niereninsuffizienz versteht man einen irreversiblen Funktionsverlust der Nieren, der verschiedene Grunderkrankungen als Ursache haben kann. Wenn die Niereninsuffizienz soweit vorangeschritten ist, dass das sogenannte Terminalstadium erreicht ist, ist eine Nierenersatzbehandlung notwendig. Unbehandelt würde diese Erkrankung sonst zum Tode führen.

Bei fortschreitendem Funktionsverlust der Nieren werden Abfallstoffe, die beim Eiweißstoffwechsel entstehen, sowie überschüssige Mineralsalze, die mit der Nahrung aufgenommen werden, nicht mehr ausreichend mit dem Harn aus dem Körper ausgeschieden. Außerdem ist die Regulation des Wasserhaushaltes im Körper gestört, so dass es im Endstadium zu Wassereinlagerungen (Ödemen) kommt. Der Blutdruck ist zudem häufig erhöht.

Die durch die eingeschränkte Nierenfunktion verursachte Konzentration von Abfallstoffen und die Einlagerung von Wasser im Körper des Patienten haben eine Beeinträchtigung des Wohlbefindens zur Folge. Dazu gehören z.B. Verminderung der Leistungsfähigkeit, Müdigkeit, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen. In fortgeschrittenen Fällen kann es zu Herzbeschwerden und Atemnot kommen.

Behandlung der Niereninsuffizienz

Solange durch die verbliebene Nierenfunktion ein noch tolerabler Körperzustand aufrecht erhalten werden kann, behandelt man Patienten konservativ, d.h. medikamentös und diätetisch.

Wenn die Nierenfunktion noch weiter abnimmt, müssen Patienten mit der Nierenersatztherapie, d.h. Dialyse oder Nierentransplantation, behandelt werden. In der Regel wird mit der Dialyse begonnen, um damit die oft mehrjährige Wartezeit bis zur Nierentransplantation zu überbrücken. Manchmal besteht die Möglichkeit einer Lebendnierenspende, wodurch die Wartezeit verkürzt oder die Dialyse sogar ganz vermieden werden kann.

Bei der Dialyse gibt es zwei Formen der Blutreinigung: die Hämodialyse (Blutwäsche) und die Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse). 

Bei der Hämodialyse wird das Blut der Patienten über ein Schlauchsystem durch die sogenannte „Künstliche Niere“ gepumpt. Harnpflichtige Substanzen und Wasser werden dem Blut hierbei entzogen. In der Regel werden die Patienten dreimal pro Woche für jeweils vier bis fünf Stunden in einem Dialysezentrum dialysiert. Vor Beginn der Hämodialysebehandlung ist eine vorbereitende Gefäßoperation erforderlich, damit der Patient immer wieder an das Schlauchsystem des Dialysegerätes angeschlossen werden kann. Dieser Gefäßzugang wird – in der Regel am Unterarm – durch die Verbindung einer großen Arterie in eine nahegelegene Vene hergestellt. Dadurch vergrößert sich das Volumen der Vene.

Die Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse) wird zuhause durchgeführt; der Patient muss sich in der Regel nur in mehrwöchigem Abstand im Dialysezentrum vorstellen. Zu Beginn der Behandlung bekommt der Patient einen dauerhaften Zugang zur Bauchhöhle, in Form eines chirurgisch eingelegten Katheters, und wird für die Heimdialyse im Krankenhaus geschult. Bei dieser Form erfolgt die Blutreinigung über die körpereigene Membran des Bauchfells. Damit die Giftstoffe in die Bauchhöhle übertreten können, wird über den Katheter der Bauchraum wiederkehrend mit der Dialyseflüssigkeit gefüllt. Meistens wird der mehrmalige Wechsel der Flüssigkeit nachts automatisch durchgeführt, während der Patient schläft. Abgesehen von den meist nächtlichen Dialysewechseln können sich die Patienten frei bewegen.

Die Nierentransplantation ermöglicht zwar keine Heilung, aber in der Regel die beste medizinische Rehabilitation. Da das Angebot an Spendernieren von verstorbenen Spendern knapp ist, müssen die Patienten mit einer zum Teil mehrjährigen Wartezeit rechnen. Manchmal ist es auch möglich, dass Angehörige, also z.B. Eltern für ihre Kinder, eine eigene Niere spenden. Dadurch kann die Wartezeit verkürzt bzw. die Dialyse manchmal ganz vermieden werden. Bei der Operation wird die Niere in den unteren Bauchraum eingepflanzt, weil sie dort gut an die Blutgefässe und an die Blase angeschlossen werden kann. Eine Niere genügt, um alle für den Körper wichtigen Funktionen zu erfüllen. Nach der Transplantation müssen die Patienten noch einige Zeit im Krankenhaus bleiben. Frühestens nach 6 Wochen können sie die Schule wieder besuchen. Um eine möglichst lange Funktionsdauer der Transplantatniere zu erreichen, ist eine zunächst sehr engmaschige ambulante Betreuung im Transplantationszentrum erforderlich. Wichtiger Bestandteil dieser Betreuung ist die Behandlung mit sogenannten immunsuppressiven Medikamenten, um die natürlichen Abwehrreaktionen des Körpers gegen die fremde Niere zu unterdrücken. Durch diese Medikamente erhöht sich etwas das Infektionsrisiko für ansteckende Krankheiten.    

Belastungen der Patienten durch Krankheit und Behandlung

Der Umgang mit der chronischen Niereninsuffizienz stellt an die ganze Familie hohe Anforderungen. Für die Patienten bringt sie erhebliche körperliche und seelische Belastungen mit sich, u.a.:

  • Unheilbarkeit der Krankheit
  • Lebensbedrohung
  • Schmerzhafte und unangenehme Untersuchungen und Behandlungen; zum Teil längere und häufige Krankenhausaufenthalte
  • Befolgung vielfältiger medizinischer Vorschriften (z.B. Medikamenteneinnahme, Diätvorschriften, Trinkmengenvorgaben)
  • Abhängigkeit von medizinischen Geräten und Behandlern
  • Verminderte Leistungsfähigkeit, Wachstums- und Entwicklungsstörungen, Verletzungen des Körperschemas (z.T. vielfältige Versehrungen)
  • Probleme der sozialen Integration in Familie, Freundeskreis, Schule

 

Psychosoziale Betreuung

Die Durchführung lebenserhaltender bzw. lebensverlängernder medizinischer Maßnah­men verpflichtet dazu, die Betroffenen darin zu unterstützen, ihr Leben so erträglich und lebenswert wie möglich zu gestalten und ihnen bei der Bewältigung auftretender Belastungen Hilfestellungen zu leisten. Hierin besteht das Hauptanliegen der psycho­sozialen Betreuung chronisch nierenkranker Kinder und Jugendlicher und deren Fami­lien.